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Das Wunder von Madrid

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In der Europacupgeschichte des FC Wacker Innsbruck gab es einige denkwĂ¼rdige Spiele. Bittere Niederlagen und groĂŸe Siege. Eines davon fand genau heute vor 37 Jahren im Estadio Bernabeu statt. Der FC Wacker Innsbruck traf damals in der 2. Runde des Europacup der Cupsieger auf den späteren Finalisten Real Madrid.

Unglaubliche, kämpferische Leistung

Die Rollen vor dem Spiel waren eigentlich klar verteilt. Real Madrid hatte in den 50er Jahren den europäischen FuĂŸball dominiert wie kein anderes Team und galt, vor allem vor heimischem Publikum, noch immer als absolute Spitzenmannschaft. Lediglich Juventus Turin, Inter Mailand und Standard LĂ¼ttich war es bis dahin gelungen, in Madrid ein Europacupspiel zu gewinnen. Der FC Wacker Innsbruck hingegen, bestritt erst das fĂ¼nfte Europacupspiel seiner Vereinsgeschichte. In der 1. Runde hatte man sich zwar mit zwei Siegen gegen Partizan Tirana durchgesetzt, doch jedem war klar, dass in Madrid eine andere FuĂŸballwelt auf die Innsbrucker wartete.

 

Entsprechend groĂŸ war die Nervosität der Mannschaft, als sie das Estadio Bernabeu betrat. Anders bei den Madrilenen, „die interessierten sich mehr fĂ¼r ihre, frisch gebĂ¼gelten, weiĂŸen Spielerhosen, als fĂ¼r den Gegner aus Innsbruck“, erinnert sich Hans Eigenstiller. Doch wer dachte, dass der FC Wacker Innsbruck kampflos im Bernabeu untergehen wĂ¼rde, der hatte sich gewaltig getäuscht. Schon bald nach dem Anpfiff wurde klar, die Schwarz-GrĂ¼nen waren durchaus ein ebenbĂ¼rtiger Gegner. Dies war vor allem der unglaublichen, kämpferischen Mannschaftsleistung zu verdanken. Mit einem Ă¼berragendem Rettensteiner im Tor, einer perfekt dirigierten Abwehr, die Amancio, den groĂŸen Star von Real weitgehend entschärfte, einem starkem Mittelfeld mit Ă¼berragendem Laufpensum und einem gefährlichen Sturmduo. Belohnt, fĂ¼r ihre starke kämpferische Leistung, wurden die Innsbrucker in der 22. Minute als Leopold „Poldi“ Grausam das einzige und siegbringende Tor des Abends erzielte. Francesin spielte mit einem herrlichen Sololauf Grausam frei, dieser Ă¼berlistete den Verteidiger de Filipe und zog aus halbrechter Position aus 14 Metern ab, um den Ball im linken Kreuzeck zu versenken. Zwar drĂ¼ckte Real Madrid, vor allem in der zweiten Halbzeit, danach noch auf den Ausgleich, doch das konnte den vielleicht etwas glĂ¼cklichen, aber sicher nicht unverdienten Sieg der Innsbrucker nicht mehr verhindern.

 

„Wolny und Co, schlagen Real K.o.“


So schnell wie an jenem Abend, hat sich das Bernabeu wohl selten geleert. Doch das dĂ¼rfte weder die rund 500 mitgereisten Fans aus Tirol, die den Sieg Ă¼brigens schon vor dem Spiel mit dem Transparent, „Wolny und Co, schlagen Real K.o.“ angekĂ¼ndigt hatten, noch die jubelnde Mannschaft des FC Wacker Innsbruck gestört haben. Zwar waren einige vor Erschöpfung kaum noch in der Lage aufrecht zu gehen, doch der Jubel in der Kabine und später im Hotel kannte an diesem Abend keine Grenzen. Katerstimmung herrschte hingegen bei den Spaniern. Während die Medien vor dem Spiel noch schrieben, dass „Wacker froh sei, wenn es nur mit zwei Toren Differenz verliert“ titelte eine Tageszeitung am nächsten Morgen „Real am Rande des K.O. !“ Ein Journalist stellte in seinem Artikel die Frage: „Wie kann ein Team vom Ruf und Ansehen Reals, so schlecht aussehen…gegen eine unbekannte Mannschaft aus einer kleinen Stadt in einem kleinen Land – einem Land in dem Opernsänger besser bezahlt werden als die FuĂŸballer…?“ Wie ? Ernst Happel hat es einmal so beschrieben: „Jede Mannschaft ist in einem bestimmten Moment zu schlagen. Keine Hochachtung vor dem Gegner. Frechen, aggressiven, offensiven FuĂŸball spielen. Es geht um die richtige Einstellung. Ich muss mit Herz zur Sache gehen.“ All diese Punkte hat der FC Wacker Innsbruck am 21. Oktober 1970 absolut erfĂ¼llt.

 

Real Madrid – FC Wacker Innsbruck 0:1 (0:1)
Bernabeu Stadion, 35.000, Schiedsrichter van Ravens (NL)
Tor: Grausam

Wacker:
Rettensteiner; EschenmĂ¼ller, Werner, KrieĂŸ, Eigenstiller; Obert, Binder, Francesin, Ettmayer; Grausam, Jara.

Trainer: Branco Elsner

Real:
Miguel Angel; Jose Luis, de Filipe,Sanchis, Grande; Benito, Velasquez, Pirri; Amancio, Maranon, Bueno.

Trainer: Miguel Munoz


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