Der FCW muss sparen – auch in den 80ern

 

Nein, keine aktuelle Meldung, auch wenn es so klingen mag. Diese Schlagzeile stammt aus dem Jahr 1984. Man sieht daraus, dass es die Schwarz-Grünen schon damals sehr schwer hatten. Der Tiroler Sparkasse Innsbruck-Hall war es zu verdanken, dass der Verein keine (tief) roten Zahlen schrieb. Aber wie lange wird es das Geldinstitut vor seinen Kunden verantworten können, jährlich zum eigentlichen Sponsorbetrag ein Minus am schwarz-grünen Vereinskonto auszugleichen? Im Fremdenverkehrsland Tirol waren große Wirtschaftsunternehmen rar. Der Spielbetrieb wurde immer teurer und auch ohne horrende Sicherheit- und Infrastrukturkosten, wie es in der Gegenwart der Fall ist, musste Wacker jeden „Groschen“ dreimal umdrehen.

Der Zuschauerschwund

Viele Fußballfreunde der Achtziger trauerten noch immer jenen Zeiten nach, in denen von den Innsbruckern Meister und Cup-Titel schier von selbst eingefahren wurden und auch im Europacup fußballerische Großmächte ins Wanken gebracht wurden. Nun war auch der Profiklub aus Innsbruck am Boden der Realität zurückgekehrt. Nach dem Abstieg in die zweite Liga (1979) und dem Wiederaufstieg (1981) war Wacker Innsbruck zwar wieder eine österreichische Spitzenmannschaft, hatte aber an Popularität stark eingebüßt. Was meinte der sportliche Leiter von 1984-Werner Schwarz dazu?

Auf den Vorwurf der Fans, dass man in Innsbruck zu wenig gute Spieler verpflichtet, meinte Schwarz, dass man „nicht vergessen dürfe, dass ein Spielbetrieb einer Fußballmannschaft wie ein wirtschaftliches Unternehmen geführt werden müsse“. In der Saison 1982/83 hatte der SSWI einen Zuschauerschnitt von 6000. In der darauffolgenden Saison 83/84 verringerte sich diese Zahl auf 4200.

Teure Spieler bringen doch mehr Zuschauer?

Ist das so? Der damalige Manager dazu: „Das Spieljahr 1983/84 bewies gerade das Gegenteil. Nach dem Trainer Franz Wolny mit seiner Mannschaft den dritten Platz erreicht hatte, planten wir mit den Verpflichtungen von Hovenkamp, Dihanich und Steinkogler noch weiter an die Wiener Großklubs Austria Wien und den SK Rapid heranzukommen. Nach dem verpatzten Saisonauftakt und den katastrophalen Heimspielen gegen St. Veit und den FavAC verspielten wir alles: den Anschluss an die Tabellenspitze und die Zuschauer.“

1984 konnten dann Dihanich, Tormann Djulic, Hattenberger und Kapitän Werner Zanon nicht gehalten werden. Dihanich, weil er ein Leihspieler der Wiener Austria war und ihn Viola-Trainer Tommy Parits zurückbeorderte, um ihn als Sara-Nachfolger aufzubauen. Djulic kündigte schon im Winter seine Heimreise an und mit Hebenstreit vom SC Zwettl fanden die Innsbrucker schon einen Ersatz. Als man dann Djulic doch überreden hätte können, waren die Verhandlungen schwierig. Hattenberger und Zanon wollten selbst nach Kufstein und außerdem klappten die Verhandlungen nicht.

Halbprofis und Studenten

Die Vertragsverhandlungen mit Roland Hattenberger und Werner Zanon war deshalb so schwierig, weil die Sponsoren Tiroler Sparkasse und Swarovski auf Grund der schwieriger wirtschaftlichen Situation Kürzungen bei Spielergagen verlangten. Die beiden verdienten Spieler blieben stur und so kam es zum Bruch.
Die schwarz-grüne Sparflamme sah 1984 so aus: Die Legionäre Hovenkamp, und Kereki sowie die Stammspieler Koreimann, Linzmair, Gretschnig, Gröss und Roscher waren Vollprofis. Die übrigen Kaderspieler, wie Streiter, Steinlechner, Auer usw. gingen einer Halbtagsbeschäftigung nach. Hebenstreit, Laiminger und Idl waren Studenten. Wackers Spieler bekamen in dieser Saison eine Leistungsprämie sowie eine Umsatzbeteiligung. So konnte es vorkommen, dass die Spieler trotz eines klaren Heimsiegs nur sehr wenig Geld sahen. Nämlich dann, wenn nur wenige Zuschauer den Weg ins Tivoli fanden…

Fantreffen im Hochgebirge

Auch wurde vermehrt versucht, das Publikum wieder zurückzugewinnen. So wurde das Ötztal mit einem Besuch von Schwarz, Hovenkamp und Auer beehrt. Das Ötztal deswegen, weil dort ein Fanclub beheimatet war und mit Obergurgl wurde dafür ein Ort auserkoren, welcher der wohl höchstgelegenste Fantreff in der Geschichte des FC Wacker Innsbruck bleiben wird. Ob der „Ötzi“ dabei war, lässt sich leider nicht mehr recherchieren.

Da dieses Treffen sehr gut angenommen wurde, plante man diese auszubauen. Schon alleine, weil es durch einen Vertrag mit dem ORF vermehrt zu Freitagspielen kam, welche für die Anhänger aus den Bezirken äußerst ungünstig waren. In direkten Gesprächen hatte man so die Gelegenheit, sein Publikum über Background und Hintergründe zu informieren. Auch jene erhitzten Gemüter, welche nach teuren Millionenkickern geschrieen haben, konnten aufgeklärt und mit Einsicht gefüttert werden.

Wie sich die Zeiten doch ähneln. Nur an Halbprofis denkt heute keiner. Es ist interessant, wie der Verein schon früher um sein Überleben kämpfte, obwohl damals ein Bruchteil des Budgets von heute ausgereicht hätte.