Nach der erfolgreichen Titelverteidigung ( Titelverteidigung – die Saison 2000/01 ) hieß der österreichische Meister2001/02 erneut FC Tirol. Innsbruck ist wieder Fußballhauptstadt Österreichs, zum drittenmal in Folge Nummer eins im Staate. Zu stark für die österreichische Liga – zu schwach für Europa?
Starker Meisterschaftsbeginn
Der Kader des FC Tirol war damals gespickt mit qualitativ hochwertigen Spielern. Dementsprechend fulminant starteten die Innsbrucker in die Meisterschaft. Der GAK wurde gleich mal in seiner eigenen Arena auf die Hörner genommen, Schwarz-Weiß Bregenz am Tivoli deklassiert und in dieser Tonart ging es vorerst weiter. Der erste Punkteverlust in der dritten Runde war beim Erzrivalen Austria Salzburg beim 0:0 vor enttäuschender Kulisse (8500), darunter ca. 1100 Tiroler, zu verzeichnen. Daraufhin war die Wiener Austria Gast am Tivoli, gegen die man zuletzt in drei Heimspielen ganze 0 Punkte zusammenbrachte. Aber diesmal waren die Schwarz-Grünen hellwach und siegten mit 1:0 und fanden zudem noch unzählige Großchancen vor. Ebenfalls enttäuschend erwiesen sich aber schon die Zuschauerzahlen am Tivoli. Kaum 11000 wollten den FC Tirol gegen die Veilchen sehen. Zwei Jahre zuvor war das noch ganz anders. Da war der Tivoli bei fünf Meisterschaftsbegegnungen mit 18500 Zusehern restlos ausverkauft.
Torfabrik alla Innsbruck
In den nächsten beiden Spielen taten sich die Innsbrucker jeweils vor der Pause schwer, aber wenn der Motor einmal warm gelaufen war, konnte man die Schwarz-Grünen mit keinem Lasso mehr einfangen. Sie deklassierten die beiden nächsten Gegner jeweils klar. Dann kamen Kurt Jaras „Lieblings-Rieder“ auf den Tivoli und trotz fünf Stangenschüsse unserer Mannschaft fielen keine Tore. Ja – Kurtl und die Innviertler: Das war keine innige Freundschaft. Bei Rapid traten die Innsbrucker mit einer B-Elf auf und siegten dennoch mit 2:0. Den Höhepunkt erlebte der Tivoli dann bei der 7:0 Gala gegen den Mitfavoriten auf den Titel, den GAK. Viele Fans erlebten nach dem Spiel eine böse Überraschung. Nach einem schweren Busunfall war der Weg ins Unterland nur mehr sehr schwer passierbar. Diesem Horror auf der Autobahn folgte der rund um den FC Tirol. Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern und über dem Tivoli schwebte ein berühmter Geier…
Champions-League-Aus – Aus für den FC Tirol?
Im Europacup wieder nicht gesetzt, fiel das Los in der Königsklasse erneut auf Lok Moskau. Eine unangenehme Aufgabe gegen die starken Russen sollte das werden. In Moskau erwies sich unsere Verteidigung ohne den gesperrten Kapitän Michael Bauer wie ein Hühnerhaufen: Endstand 3:1 für die Russen. Von der Wolga ging es beim Rückspiel an den Inn. Europareife bewiesen die Fans des FCT. Eine bisher in Österreich noch nie gezeigte Choreographie sollte unserer Mannschaft Flügel verleihen. Sie spielte auch gut. Angetrieben von 15.400 Besuchern (ausverkauft) erspielten sich die Innsbrucker zahlreiche Chancen, aber die Russen gewannen mit 1:0 und wären damit in der Gruppenphase der Champions-League gewesen. Aber der Fußballgott schaute herunter und ließ den Schiedsrichter einem russischen Spieler zweimal eine gelbe Karte geben, ohne ihn auszuschließen. Hektische Diskussionen und neue Hoffnung brandeten auf. Jeder wusste, was das Champions-League-Aus für die Innsbrucker bedeuten konnte. Und es wurde zur Gewissheit – die UEFA enschied sich das Spiel wiederholen zu lassen.
Wiederholung wurde zum Krimi
Die Gruppe in der Champions-League, in die man kommen konnte, war bereits ausgelost. Real Madrid, AS Roma und Anderlecht wäre eine Hammergruppe gewesen. Das Spiel gegen den FC Nigmatoullin (Torhüter Lok) war eine Wahnsinnspartie und zählte in der hundertjährigen Vereinsgeschichte sicher zu den Besten. Ein wahrer Sturmlauf der Innsbrucker, besonders nach dem vielumjubelnden 1:0 durch Brzeczek schien die Lokomotive aus Moskau entgleisen zu lassen. Aber Teufelskerl Nigmatoullin ließ diese nicht aus den Schienen gleiten. Mit Wahnsinnsparaden hielt er die Russen im Spiel. Im Gegenzug sah man immer wieder gefährliche Konter, die Marc Ziegler zunichtemachte. Aber in der 93. Minute wäre auch der russische Panther im Tor von Lok machtlos gewesen. Roli Kirchler hämmerte mit weit über 100 km/h den Ball aufs Tor – Querlatte! Aus und vorbei: statt zu Real ging es in die Tschechoslowakei im UEFA Cup.
Alles Aus?
Aus dem Geier über dem Tivoli wurde schon ein Flugsaurier. Manager Hochstaffel fädelte mit irgendwelchen dubiosen Amerikanern noch einen vermeintliche Leasingdeal ein, um die Tiroler Titanic doch noch zu retten. Ein Strohhalm, den man nur allzu gerne ergriffen hätte. Kurt Jara verkündete, er hätte mit den Innsbruckern noch viel vor, um kurze Zeit später zum HSV zu wechseln. Wen interessierte eigentlich noch wirklich, dass sein Nachfolger Jogi Löw mit 10 Punkten Vorsprung erneut den Titel nach Innsbruck holte?
Nach dem Champions-League-Aus meinte Präsident Martin Kerscher „Die Kacke ist am dampfen!“ Sprach´s und vertschüsste sich dann, um Bruckmüller Platz zu machen. Im Frühjahr ließ der Verein sämtliche Fristen zur Auszahlung der Gehälter verstreichen. Die Mannschaft schoss sich ein ums andere Mal den Frust von ihrer Seele und die Verantwortlichen gingen auf Tauchstation. Wir Fans konnten nicht glauben, dass dies das Ende am Tivoli sein sollte. Nach dem Vermelden des Konkurses kamen noch einmal an die 1500 Fans auf das Tivoli zu einer Kundgebung unter der Moderation von Rainer Dirkes. Aber dann war Schluss und zurück blieben fassungslose Fans.
Der Kader in der Saison 2001/02:
Cherchessov, Harasser, Ziegler, Weber, Kogler, Prudlo, Wazinger, Persson, Panis, Sara, Zwyssig, Ibertsberger, Grumser, Barisic, Hörtnagl, Marasek, Anfang, Kirchler, Sidibe, Brzeczek, Scharrer, Glieder, Gilewiczs, Jezek, Schiener, Sanou