Und in der Zeitung las man: „Der Name Wacker bleibt ja auch erhalten…“

 

Wer schwarz-grünes Blut hat, der weiß, 1999 war ein schicksalhaftes Jahr für den Innsbrucker Fußball. Und der, der es bislang noch nicht wusste, konnte es im Artikel „Enttäuschte Erwartungen und ein Ende mit Schrecken“, der Saisonübersicht 1998/99, erfahren: das Ende des FC Wacker Innsbruck war gekommen, zumindest in vereinsrechtlicher Hinsicht.

Man könnte glauben, es hätte einen großen Aufschrei gegeben in Tirol, wurde doch der mehrfache österreichische Meister und Cupsieger aufgelöst, seine Jugendmannschaften zum eigenen Lizenzzwilling, dem FC Tirol, transferiert. Man könnte meinen, das Verschwinden dieses großen Namens, der mit den 70ern ein ganzes rot-weiß-rotes Fußballjahrzehnt dominiert hatte und gerade sechs Jahre zuvor, 1993, den nationalen Pokal in die Höhe strecken durfte, dies alles hätte zu Aufruhr geführt im Land im Gebirge. Man könnte mutmaßen, ein Verein, der heute mit einer vierstelligen Anzahl an Mitgliedern in den Herzen der Menschen stark verankert ist, der tausende Fußballaffine Woche für Woche „wacker“ sein lässt, der hätte doch vor gut einem Jahrzehnt ebenso Aufsehen erregen müssen.

Man könnte glauben, meinen, mutmaßen – oder man schaut in die lokalen Printmedien vom 22. Mai des Jahres 1999, was denn diese dazu meinten. Und diese meinten nicht viel. Die Tiroler Tageszeitung titelte „Verhandlungen mit PAOK, Fusion FC Tirol/Wacker fix“, beschäftigte sich aber vorerst mit Vertragsverlängerungen und –verhandlungen des FCT, um dann in zwei kurzen Sätzen und einem Fritz-Schwab-Zitat in nur 81 Worten das Ende des FC Wacker Innsbruck bekanntzugeben.
Etwas ausführlicher widmet sich der Kurier dem Thema, und diese Worte möchte ich euch nicht vorenthalten. Deshalb nicht, weil es ein gutes Bild von der (Nicht-)Verankerung dieses Vereins, dieses Namens in der Fußballlandschaft des Jahres 1999 zeichnet und die Verblendung, die das Konstrukt FC Tirol nicht nur in den Medien auslöste. Weil er aufzeigt, wie wichtig ein breiter, umfassender und aktiver Mitgliederverein für den Fortbestand unseres FC Wacker Innsbruck ist, wie notwendig es ist, ständig an und mit ihm zu arbeiten. Und nicht zuletzt, weil er mit mahnende Worten endet, mahnend ob der kurzen Gültigkeit der Zusagen.

Zitat: Klares Ja zur Zweckehe

Tirol und Wacker im Nachwuchs fusioniert
Eine letzte Ehrung, ein allerletztes Schlusswort, ein ultimativer Applaus. Und Abgang. Fritz Schwab ist nicht mehr länger Präsident des FC Wacker. Weil es den traditionsreichsten Innsbrucker Traditionsclub de facto nicht mehr gibt. Mit 1. Juli fusioniert Wacker mit dem FC Tirol, und existiert in Folge nur mehr in Form einer Namenszeile. „FC Tirol Milch Wacker Innsbruck“ heißt das neue Vereins-Konglomerat; die Tiroler, die im Jugendbereich ihre Allianz mit IAC beenden, übernehmen den gesamten Wacker-Nachwuchsbetrieb. So einstimmig beschlossen bei der Generalversammlung, einem melancholischen Abend in schwarz-grün.
Gerade einmal 27 Mitglieder erwiesen dem Traditionsclub die letzte Ehre. Und wurden Zeugen eines emotionellen und bisweilen resignierenden Rückblicks auf 86 Jahre Fußballgeschichte. „In dieser Form macht es für uns keinen Sinn. Es fehlen die Perspektiven. Ich glaube, die Fusion mit dem FC Tirol ist für den Nachwuchs die beste Lösung. Und die Jugend war uns ja immer ein Anliegen“, erklärte Schwab.
Also wurde der Zweckehe mit dem FC Tirol auch zugestimmt, „weil wir unseren jungen Spielern gegenüber verantwortlich sind. Und der Name Wacker bleibt ja auch erhalten.“

Christoph Geiler, Klares Ja zur Zweckehe, in: Kurier, 22.05.1999, Seite 28.