Die Achtiziger brachten einige Erfolge

„Es müllerte“

Vor etwas mehr als elf Jahren wurde das neue Tivoli Stadion eröffnet. Zu diesem „Jubiläum“ haben wir dem Tivoli einen Artikel gewidmet „Das Tivoli wird 10“ , aber auch in einer kleinen Serie das altehrwürdige und leider abgerissene Stadion etwas näher beleuchtet. Aber die Geschichte des Stadions endete nicht nach den „goldenen“ Siebziger Jahren. Auch in den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts gab’s Spitzenfußball am Tivoli. Und was für einen!

 

Schwere Jahre

Nach dem Abstieg des SSW Innsbruck 1979 erlebte das Tivoli erstmals für zwei Jahre Zweitligafußball. Im ersten Jahr der Liga verpassten die Innsbrucker den angestrebten Wiederaufstieg nur knapp. Gegen Eisenstadt zog man den Kürzeren. Trotz des fast gleichbleibenden Budgets gegenüber der vergangenen Bundesligasaison konnte man einen Zuschauerrückgang nicht verhindern. Dank des Stadtderbys gegen Raika Innsbruck durfte sich der schwarz-grüne „Finanzminister“ über einen Zuschauerschnitt von knapp unter 4000 freuen. Aber im zweiten Jahr in der zweiten Liga gab es für Schwarz-Grün kein Halten mehr und man feierte 1981 die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. Dort angekommen, mischten die Innsbrucker zwar vorne mit, aber mit den Wiener Großklubs konnte man nicht mithalten. Und so drohten Mitte der Achtziger am Tivoli die Lichter auszugehen. Swarovski wollte sich aus dem Sponsoring zurückziehen und in die Formel I einsteigen. Aber auch die Sparkasse Innsbruck Hall wollte das alljährliche Minus des Vereins nicht mehr abdecken. Konnte man das vor den Kunden verantworten?

War es das mit Spitzenfußball am Tivoli-Areal?

Es „müllert“

Das schon gebastelte Modell des Rennwagens wurde in die Garage geschoben und eingemottet. Statt auf Pferdestärken setzte „Präsi“ Gernot Langes mit seiner Firma auf „schmucke“ Männerbeine. Langes ließ mit seiner Firma seinen Verein nicht im Stich. Er konnte dieses Engagement in seiner Firma aber nur durchbringen, wenn der Verein unter FC Swarovski in der obersten Spielklasse weiterspielt. Für wenige war dies ein Schock, für die Masse jedoch KEIN Unterschied. Ging man auf das Tivoli, hieß es weiterhin „gemma Wacker schaugn“: heute undenkbar und ein Horrorszenario. Wie die weitere Geschichte des Vereins zeigt, ist es ja nach der Ära Swarovski mehrmals fast zum Horror gekommen. Dazu aber später mehr.

„Sind sie fit?“, fragte Langes einen deutschen Spitzenfußballer. Dieser bejahte und schon war die Sensation am Tivoli perfekt. Hansi Müller wechselte von Como Calcio an die Sill. Der Mann, mit den damals wohl schönsten Beinen Europas war wesentlich mitverantwortlich, dass der SSW Innsbruck 1985/86 in den Europacup stürmte, was sich noch bezahlt machen dürfte.

Ja ist denn jetzt schon Weihnachten?

Das Tivoli steht wieder einmal international im Blickpunkt. Erster Gegner war Sredez Sofia, wo der Gewitterregen ein frühes Aus der Innsbrucker verhinderte. Binnen Minuten sprang der Ball nicht mehr in die Höhe und die Zuschauer am Tivoli sahen nicht mehr von einem Tor zum anderen: Wiederholung und statt 0:1 hieß es 3:0 für Innsbruck. Der nächste Gegner am Tivoli hieß Standard Lüttich. Bis zur 92 Minute stand es 1:1, dann fiel der vielumjubelte Führungstreffer. In der nächsten Runde erlebte das Tivoli prominenten Besuch. Keine Geringeren als Franz Beckenbauer und Österreichs bester Trainer Ernst Happel mischten sich unter die 18 000 Zuschauer. Am 10. Dezember 1986 versetzte ein fantastisches Publikum das Tivoli absolut in Vorweihnachtsstimmung. Beim Einlaufen der Spieler von Spartak Moskau und Innsbruck brannten tausende Wunderkerzen – eine Atmosphäre, wie sie das Tivoli wohl noch nie erlebt hatte. Hansi Müller zauberte, der Rest riss sich zusammen, die Moskauer wurden 2:0 geschlagen und das Publikum skandierte erstmals in dieser UEFA-Cup Saison: „So ein Tag, so wunderschön wie heute“. Und das kam aus 18 000 Kehlen. Wahnsinn!

Der Aufstieg war geschafft und das Tivoli erlebte eine weitere internationale Runde. Ernst Happel und „Kaiser“ Franz waren von dieser Atmosphäre und Stimmung sichtlich beeindruckt.

Rekordbesuch am Tivoli

Nächstes Highlight am Tivoli war der FC Torino Calcio. Wieder ausverkauft, wieder Wahnsinnsstimmung im hl. Stadion und Hansi Müller krönte seine super Leistung in der 60. Minute mit einem direkten Eckball – einer der wenigen, die das Tivoli gesehen hat. Nach dem 2:0 durch Peter Pacult schien der Sack zu. Das Publikum tobte. Das war wahrscheinlich eines der emotionellsten Spiele am Tivoli überhaupt. Und wieder war es ein so wunderschöner Tag. Zu früh, für die Italiener? Nach deren Anschlusstreffer drängten sie auf den Ausgleich und wollten sich für das „Obladi-oblada – nieder mit den Itakern“ rächen, das das euphorisierte Publikum schon das gesamte Spiel über skandiert hatte.

Aber Teufelskerl Tomislav Ivkovic hatte was dagegen. In der 93. Minute rettete er mit dem Knie vor einem alleine auf ihn zustürmenden Italiener. Nach dem Schlusspfiff hätte das Tivoli fast die ersten ernsten Ausschreitungen erleben müssen. Die Tifosi wollten den Zaun einreißen. Aber die Tiroler Polizei stürmte im Stile von Tiroler Freiheitskämpfern in den Sektor und beendete das Ganze.

In Göteborg war dann gegen den späteren UEFA-Cup-Sieger IFK der Innsbrucker Höhenflug vorbei. Trotz 0:4 pilgerten im April 1987 21 000 Zuschauer ins Tivoli. Einer errichteten Zusatztribüne sei Dank – das ist bis heute Rekordbesuch einer Vereinsmannschaft am Tivoli und das altehrwürdige Stadion erlebte wieder einmal international ein Halbfinale eines Bewerbes. Die Mannschaft von Trainer Felix Latzke wurde mit Gesängen und Wunderkerzen aus dem UEFA-Cup verabschiedet. Trotz guter Leistung verlor man das Spiel mit 0:1.

Es gab aber noch mehr denkwürdige Spiele, Trainer und Spieler am Tivoli. An dieser Stelle möchte ich zeitweise unseren Lesern von den Meilensteinen, aber auch „Katastrophen“ aus unserer alten Heimat berichten.