Zuckerwatte auf der Tribüne – Ferkel am Rasen

Nach den drei Meistertiteln des FC Tirol in der Bundesliga und der darauf folgenden Megapleite mit dem größten Finanz-Desaster in der wirtschaftlichen Geschichte Tirols, erwarteten „Experten“ einen sehr langen und harten Kampf um die Rückkehr Innsbrucks ins Fußballoberhaus. Aber bereits in der ersten Saison nach dem Neustart schien sich der FC Wacker in einem Expresslift auf dem Weg nach oben zu befinden. Nur Altach konnte einigermaßen mithalten und den Titelkampf in der RLW Meisterschaft 2002/03 einigermaßen offen halten (2002/2003: Auf Regen folgt Sonne – Regionalliga). Doch daneben gab es auch noch andere Highlights, von denen hier berichtete wird.

Vorarlberger eine „Nummer“ zu schwach

In der ersten Runde des ÖFB Cups trafen die Innsbrucker auswärts in Wien Döbling auf Fortuna 05 Wien und siegten knapp mit 1:0. Im Rahmen dieses Spiel wurde auch mit einem alten Bekannten geredet.“ Zocki“ Barisic hätte sehr gerne wieder für Schwarz-Grün gespielt. Aber alleine an dem, wie viele ehemalige Spieler nach Innsbruck wollten und wollen, sei es als Trainer oder Spieler sieht man, dass das Tivoli immer noch eine sehr gute Adresse im österreichischen Fußball ist.

Nach der „Pflicht“ folgte die Kür: Die bis dahin in der Meisterschaft noch ungeschlagene SPG Wattens/Wacker empfing am 24 September 2002 im Rahmen des ÖFB Cups den Zweitligisten Austria Lustenau. Im kleinen Westderby ließen Mimm, Aigner und Co den Vorarlbergern nicht den Funken einer Chance und fegten die Mannen von der Westseite des großen Tunnels mit 4:0 aus dem Tivoli! (Tore: Schreter, Aigner 2, Mimm).

Lok blies den Marsch

Am 31. Oktober war es dann aber soweit. Die Schwarz-Grünen bezogen ihre erste Niederlage in der Meisterschaft. SV Hall waran diesem Abend nicht zu knacken. Unvergesslich bleibt dieses Match aber aus einem anderen Grund: Eine Diesellok hielt während des Spiels am Rand der Haller „Lend“. Mit lautem „Gehupe“ unterstützte diese die Gesänge der rund 1000 Innsbrucker Anhänger. So etwas hat man in einem Fußballstadion auch noch nie gesehen.
Schon im nächsten Spiel in Kundl marschierte die SPG Wattens/Wacker aber wieder auf die Erfolgsspur zurück. In einem wahrlich „feurigen“ Spiel im kleinen Kundler Stadion besiegten die Innsbrucker die Unterländer mit 5:1: ein gelungener Herbst.

Das ewig junge Duell

Auch im Frühjahr marschierten die Schwarz-Grünen vorne weg. Die Heimspiele wurden zu Festen und auswärts erlebte die Regionalliga bis dato noch nie dagewesene Stimmung mit schwarz-grüner Beteiligung. Das Tivoli ist zur echten Heimstätte geworden. Eine richtige Festung!
Die Verpflegung im Stadion war für die Regionalliga ausgezeichnet. Etwas irritierend, die „rosa“ Zuckerwatte, die aber anscheinend nicht nur den Kids schmeckte.
So entfloh Wacker der Konkurrenz. Einzig die Altacher hätten noch eine geringe Chance gehabt.

Aber auch im ÖFB Cup war man noch vertreten: Der 8. April 2003 sollte ein denkwürdiger Abend am Tivoli werden. In der dritten Runde des ÖFB Cups gastierte kein Geringerer, als unser einzig wahrer Erzrivale – die „violette“ Austria Salzburg in Innsbruck. Rund 12.000 (!) Zuschauer drängten sich ins Tivoli. (Wohlgemerkt, Schwarz-Grün agierte in der Regionalliga!)
Bombenstimmung am Tivoli und die Salzburger hatten „Schwein“ in doppelter Hinsicht. Die Innsbrucker vergaben in einem heroischen Kampf Chance um Chance.
Irgendwie gelangte bei diesem Spiel ein besonderer „Flitzer“ auf das Spielfeld. Ein kleines Ferkel schummelte sich „irgendwie“ ins Stadion. Seltsamerweise hatte die kleine Sau einen „violetten“ Schal um seinen Hals und rannte schnurstracks Richtung Auswärtssektor. Gejagt wurde das „arme“ Tier von einem Ordner, der dem Ferkel immer wieder nachhechtete, wie einst Friedl Kocilia im alten Tivoli dem Ball. Aber die Sau wollte „heim“ Richtung Salzburg-Sektor.
Dieses Duell wurde verloren, wie auch das Spiel (0:2. Aber Schwamm drüber! Das war ein wahres Fußballfest.)

Was wäre wenn?

Wer weiß, wie die Fußballsituation in Tirol heute aussehen würde, wären einige Entscheidungen so getroffen worden, wie man sie ursprünglich ankündigte oder einige Entscheidungen wären in eine andere Richtung gegangen. So hätte unser geschätzter Meistertrainer Joachim Löw in der Regionalliga mit einer abgespeckten Profi-Mannschaft gerne weiter agiert. Keiner weiß, was danach gewesen wäre. Aber dass sich ein späterer Weltmeister überhaupt dazu bereit erklärt hätte, spricht für ihn. Apropos Löw – der hatte in Gesprächen mit Fans Tränen in den Augen und meinte, dieser Verein dürfe nicht untergehen.